Im Gespräch mit Georg Müller

Interviewer: Guten Tag, Herr Müller! Es ist mir eine Ehre, heute mit Ihnen zu sprechen. Ihre Arbeit mit Waisen hat das Leben vieler Kinder verändert und inspiriert Generationen von Christen. Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie Sie dazu kamen, sich so intensiv für Waisenkinder einzusetzen?

Georg Müller: Guten Tag, mein Freund! Es ist mir ebenfalls eine Freude, mit Ihnen zu sprechen. Nun, mein Leben verlief nicht immer so, wie Sie es heute sehen. Als junger Mann führte ich ein sündiges Leben, das dem Evangelium weit widersprach. Doch als ich 1825 eine tiefgreifende Bekehrung erlebte, veränderte sich alles. Ich wollte mein Leben Gott widmen und ihm in jeder Hinsicht dienen. Es war im Jahr 1834, als Gott mir die Vision gab, mich um die Waisenkinder zu kümmern. In jener Zeit gab es in England viele arme Kinder, die entweder auf der Straße lebten oder in überfüllten Armenhäusern unter schrecklichen Bedingungen hausten. Es schien mir, als hätte Gott mir aufgetragen, ein Zuhause für sie zu schaffen, das nicht nur ihre körperlichen Bedürfnisse versorgt, sondern auch ihre Seelen nährt.

Georg Müller

Interviewer: Sie haben tatsächlich eine unglaubliche Anzahl von Waisenhäusern gegründet. Wie haben Sie es geschafft, all diese Projekte zu finanzieren, besonders ohne aktiv um Spenden zu werben?

Georg Müller: Ah, das war ganz einfach – durch Gebet und Vertrauen auf Gottes Versorgung. Von Anfang an war mir klar, dass ich mich in diesem Werk vollkommen auf den Herrn verlassen musste. Ich entschied, dass ich nie direkt um Geld bitten würde. Stattdessen betete ich einfach zu Gott und vertraute darauf, dass er alles bereitstellen würde, was nötig war. Es war mein tiefster Wunsch, dass die Menschen durch diese Arbeit die Realität und Treue Gottes sehen könnten. Ich wollte zeigen, dass Gott auf das Gebet seines Volkes hört und dass er fähig ist, selbst die größten Nöte zu stillen, ohne dass man sich auf menschliche Mittel verlässt.

Interviewer: Das ist erstaunlich. Gibt es ein bestimmtes Ereignis, das für Sie besonders deutlich zeigt, wie Gott Ihre Gebete erhört hat?

Georg Müller: Oh, da gibt es so viele, dass es schwer ist, nur eines auszuwählen. Aber ich erinnere mich an eine Begebenheit, die besonders eindrucksvoll war. Eines Morgens in einem unserer Waisenhäuser hatten wir kein Essen mehr, um die Kinder zu ernähren. Es war früh am Tag, und ich wusste, dass wir nichts im Vorratsraum hatten. Doch ich bat die Kinder, sich an den Tisch zu setzen, so als ob das Frühstück gleich serviert würde. Dann betete ich. Ich bat Gott, uns zu versorgen, wie er es so oft getan hatte. Keine fünf Minuten später klopfte es an der Tür. Es war der Bäcker aus der Stadt, der uns frisches Brot brachte. Er sagte, dass er in der Nacht das Gefühl gehabt habe, dass wir es dringend brauchen würden. Kurz darauf kam auch der Milchmann, dessen Wagen direkt vor unserem Haus eine Panne hatte. Er bot uns die Milch an, weil er sie nicht länger transportieren konnte. An diesem Morgen hatten wir Brot und Milch für alle Kinder, obwohl wir nichts hatten, bevor wir beteten. Das war nur eine von vielen Gelegenheiten, bei denen Gott auf wunderbare Weise versorgte.

Georg Müller

Interviewer: Diese Geschichten sind so inspirierend. Wie haben Sie es geschafft, so fest im Gebet und Vertrauen auf Gott verankert zu bleiben, besonders in schwierigen Zeiten?

Georg Müller: Ich habe gelernt, dass das Gebet der Schlüssel zu allem ist. Die Bibel sagt: „Seid beharrlich im Gebet“ (Römer 12,12), und das war mein Leitspruch. Oft denken Menschen, dass sie ihre Probleme selbst lösen müssen, bevor sie zu Gott kommen. Aber in Wahrheit müssen wir ihn bei jedem Schritt einbeziehen. Ich habe in jeder Situation gebetet – in guten Zeiten und in Zeiten großer Not. Durch dieses ständige Gebet wuchs mein Vertrauen auf Gott. Er hatte mir immer wieder gezeigt, dass er treu ist, und das stärkte meinen Glauben. Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass Gott uns nicht nur in großen Dingen hilft, sondern auch in den kleinen, alltäglichen Herausforderungen. Diese Erkenntnis hält einen fest im Glauben.

Interviewer: Es klingt, als ob Ihr Glaube an Gottes Versorgung nie ins Wanken geriet. Gab es jemals Zeiten, in denen Sie Zweifel hatten oder sich entmutigt fühlten?

Georg Müller: Zweifel? Ja, natürlich gab es Zeiten, in denen ich herausgefordert wurde. Ich bin nur ein Mensch, und es gab Momente, in denen die Not so groß schien, dass es schwer war, nicht entmutigt zu werden. Aber jedes Mal, wenn diese Zweifel aufkamen, wandte ich mich an Gott und bat um Kraft. Ich erinnere mich daran, dass Gott in seiner Treue uns nie verlassen hat, selbst in den dunkelsten Stunden. Er hat uns immer einen Weg gezeigt, wenn wir ihn brauchten. Die Bibel sagt, dass Gottes Kraft in unserer Schwachheit vollkommen wird (2. Korinther 12,9). Das habe ich immer wieder erfahren. Es war nie meine eigene Stärke, sondern Gottes Gnade, die mich durch diese Zeiten trug.

Interviewer: Neben Ihrer Arbeit mit Waisenkindern haben Sie auch große Teile der Bibel gelehrt und die Evangelisation unterstützt. Was war Ihre Motivation hinter diesem zusätzlichen Engagement?

Georg Müller: Für mich war die Bibel die Quelle aller Weisheit und Wahrheit. Die Arbeit mit den Waisenkindern war wichtig, aber es war ebenso wichtig, dass diese Kinder, sowie alle Menschen, die Möglichkeit bekamen, die Botschaft des Evangeliums zu hören und in ihrem Glauben zu wachsen. Mein Anliegen war es, dass jeder, der mit uns in Kontakt kam, die Gelegenheit hatte, das Evangelium zu hören und die Bibel zu studieren. Ich habe eine große Liebe für das Wort Gottes, und ich wollte, dass auch andere diese Liebe entdecken. Das ist auch der Grund, warum ich über die Jahre hinweg eine Menge an Bibeln, Traktaten und Büchern verteilt habe – damit so viele Menschen wie möglich die gute Nachricht hören konnten.

Interviewer: Sie haben mehr als 50 Jahre lang treu für die Waisenkinder gesorgt und haben bis ins hohe Alter weiter gedient. Was hat Sie dazu motiviert, so lange und so intensiv im Dienst zu bleiben?

Georg Müller: Die Liebe Christi treibt mich an. Es gibt keinen anderen Grund. Von dem Moment an, als ich Christus als meinen Retter erkannte, war es mein größtes Verlangen, ihm zu dienen. Egal, wie alt ich wurde, solange ich atmete, wollte ich ihm treu bleiben. Ich glaube, dass wir als Christen dazu berufen sind, bis zum letzten Tag unseres Lebens fruchtbar zu sein. Natürlich verlangte der Dienst oft große Opfer, und es gab viele Nächte, in denen ich erschöpft war. Aber ich habe immer daran gedacht, dass ich das für meinen Herrn tat. Solange es Menschen gibt, die Hilfe brauchen, solange es Kinder gibt, die versorgt werden müssen, solange es Seelen gibt, die das Evangelium hören müssen – wie könnte ich da aufhören?

Interviewer: Sie haben so viel erreicht, ohne jemals finanzielle Sicherheit zu suchen oder Spenden zu erbitten. Welchen Rat würden Sie Menschen heute geben, die sich in christlichen Diensten engagieren möchten, aber vielleicht mit Unsicherheit kämpfen?

Georg Müller: Mein erster Rat wäre: Vertraut auf Gott und nicht auf eure eigenen Fähigkeiten oder Ressourcen. Wenn Gott euch einen Auftrag gibt, dann wird er auch die Mittel bereitstellen, um ihn auszuführen. Ihr müsst nur bereit sein, ihm zu folgen und ihm zu vertrauen, auch wenn es manchmal keinen offensichtlichen Weg gibt. Betet ohne Unterlass, bleibt dem Wort Gottes treu und lasst euch nicht von den Umständen entmutigen. Gott ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Er wird seine treuen Diener niemals im Stich lassen. Wenn ihr eure Arbeit für ihn tut, wird er euch führen und versorgen – auf Wegen, die ihr vielleicht nie erwartet hättet.

Interviewer: Herr Müller, vielen Dank für dieses wunderbare Gespräch. Ihre Hingabe und Ihr Vertrauen auf Gott sind wirklich ermutigend.

Georg Müller: Die Ehre gebührt allein Gott, mein Freund. Möge der Herr auch weiterhin durch unser aller Leben wirken.

George Müller - Ein Vater der Waisen

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* Aus nachvollziehbaren Gründen ist es nicht möglich, heute ein Interview mit Georg Müller zu führen. Bei diesem Interview handelt es sich um ein fiktives Interview, das so oder so ähnlich hätte stattfinden können.

Fiktives interviewGeorg müller