Verlag Linea: Klassiker zu erhalten und unserer Zeit neu zugänglich zu machen

Der christliche Verlags-Markt ist im Wandel. Manche Verlage stellen ihre Arbeit ein und andere nehmen deren Platz ein. 2006 war so ein Jahr des Stabwechsels. Zwei Brüder starteten den Verlag Linea, um Bücher vom Weg des Glaubens zu verbreiten …

Herr Schnürle, der Verlag Linea ist ein recht junger Verlag. Wie kamen Sie dazu, einen neuen Verlag zu gründen?

Mathias Schnürle: Der Gedanke kam meinem Bruder und mir während der Studienzeit, als wir die „Erinnerungen und Erfahrungen“ des Evangelisten Johannes Seitz, der den Brüderbund und die Karmelmission gründete, gelesen hatten. Das alte Buch hat uns sehr beeindruckt und wir dachten: „Das muss es wieder geben …“

Es gingen dann ein paar Jahre ins Land – aber der Gedanke blieb und so manche ersten Schritte wurden unternommen. Dann, 2005/2006 haben wir bei der Auflösung eines Verlages unsere ersten Titel von diesem übernommen und 2006 den Verlag Linea gestartet.

Was ist das Besondere an Ihrem Verlag?

Mathias Schnürle: Das Leitwort vom Verlag Linea ist Jer. 6, 16: So spricht der Herr: Tretet auf die Wege, seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

Uns geht es vor allem darum, Klassiker und wertvolles zu erhalten und unserer Zeit wieder neu zugänglich zu machen. Wie z. B. das erwähnte Buch von Johannes Seitz. Es gibt Gedanken, die für alle Zeiten wichtig sind und die daher verfügbar sein sollten. Und manches muss für unsere Zeit auch wieder neu entdeckt werden, was in der Geschichte des Glaubens schon gedacht / geschrieben wurde. Nicht zuletzt geht es bei Büchern aber nicht nur darum, w a s gesagt wird, sondern w i e es gesagt wird …

In den letzten 10 Jahren wurde eine Reihe christlicher Verlage gegründet. Wäre es nicht sinnvoller bei anderen Verlagen mit ähnlicher Ausrichtung mitzuarbeiten?

Mathias Schnürle: Das ist eine gute Frage – ob man nicht durch „Bündelung der Kräfte“ mehr und das auch noch einfacher erreichen könnte. Kurz bevor es mit dem Verlag Linea „losging“ hatten wir Kontakt zu einem kleinen Verlag, der uns die Mitarbeit in seinem Verlag vorschlug. Da hätte die Ausrichtung jedoch nicht wirklich übereingestimmt. Dieser Verlag ist inzwischen nicht mehr aktiv.

Ich hoffe, dass sich die verschiedenen Verlage nicht bekämpfen, sondern jeder seine „Nische“ hat bzw. findet, und dass man auch als eigenständige Verlage Wege der Zusammenarbeit, Kooperation und Unterstützung des gemeinsamen Anliegens findet.

Warum gerade „Linea“? Warum haben Sie sich für diesen Namen entschieden?

Mathias Schnürle: Man kann sich unter „Linea“ sehr viel vorstellen: Linie, Richtung, vielleicht Wegweisung u.ä. deshalb haben wir den Verlag „Verlag Linea“ genannt. Unser Logo enthält noch eine aufgehende Sonne – vielleicht könnte man einen Sonnenstrahl auch als Linie / Linea sehen. Wir wollen Strahlen von der Lebenssonne transportieren …

Wie sieht Ihr Verlagsprogramm aus? Wo liegen die Schwerpunkte?

Mathias Schnürle: Wie schon gesagt, wir wollen „Schätze“, die sonst vielleicht in Vergessenheit geraten verfügbar erhalten oder neu zugänglich machen. Wenn es sich dabei um ältere Sprache handelt wird diese von uns vorsichtig überarbeitet, wobei die Betonung auf vorsichtig liegt. Inhaltlich sind uns Bücher und Hefte zum geistlichen Leben wichtig, wie z. B. von Eva von Tiele-Winckler, die momentan der Schwerpunkt in unserem Programm ist, oder die „Heilige Einfalt“ von Fritz Binde, dann eine Reihe von Heften von verschiedenen, mehr oder weniger bekannten Autoren, zum geistlichen Leben. Hiller´s „Geistliches Liederkästlein“ ist der süddeutsche Klassiker unter den Andachtsbüchern, bei dem neben dem Inhalt die Form sehr interessant ist: 2 x 365 Lieder, die als Erklärung jeweils ein Bibelwort auslegen. Auch sehr wichtig sind uns Biographien – die Bücher von denen man vielleicht am meisten für den eigenen Glauben und das eigene Leben lernen kann.

Unser Programm hat (bisher) eindeutig einen Schwerpunkt auf der Glaubensvertiefung und Ermutigung.

Manchen Christen sind die Preise für christliche Literatur und Medien zu hoch. Was meinen Sie dazu?

Mathias Schnürle: Das ist ein schwieriges Thema. Man freut sich selbst auch immer wieder über ein „Schnäppchen“ – und doch ist das eine zweiseitige Geschichte. Wenn man evangelistische Bücher verteilen möchte, sollte man günstig viele Stücke bekommen können, wenn man dagegen ein Buch als Geschenk verschenken möchte, sollte es nicht nur ein paar Cent kosten und möglichst auch schön sein.

Gerade kleinere Verlage mit nicht so hohen Auflagen sind von den Druckkosten her leider in anderen Regionen als wenn man mit großen Auflagen und Verkäufen rechnen kann.

Wir versuchen preisgünstige Verteilhefte anzubieten und auch inhaltlich wertvolle Klassiker in guter Aufmachung als schöne Bücher zu drucken. Unsere „Hefte geistliches Leben“ mit 16 bis 40 Seiten und Preisen von € 1,10 bis € 1,90 sind wahrscheinlich nicht sehr hoch – und im 5er Pack jeweils noch ca. 30 % günstiger. Dagegen ist das „Geisteswirken im täglichen Leben“ von Eva von Tiele-Winckler, das unserer Meinung nach das beste Buch zum Thema Heiliger Geist ist, mit € 9,00 für 80 Seiten nicht günstig. Aber es ist ein schönes aufwändiges Büchlein mit Hardcover, Prägung und Schutzumschlag, das auch ein schönes Geschenk ist.

Was sind Ihre Methoden im Marketing? Oder anders gefragt, wo sehen Sie bei sich Verbesserungspotential?

Mathias Schnürle: Wir haben im Internet unsere Seiten unter www.verlag-linea.de, mit Informationen über unsere Bücher und die Autoren und einem Shop zum Einkaufen. Zählt das als „neue Medien“? In Facebook und Co. sind wir noch nicht vertreten, das erfordert Zeit und Aufwand. Vor allem, wenn man es gut machen will. Und das ist beides bei kleinen Verlagen sehr knapp. Aber wahrscheinlich wäre das eine Marketing-Baustelle, die man mal angehen sollte.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Mathias Schnürle: Für die Verlagsarbeit stehen keine „Arbeitstage“ zur Verfügung, sondern nur Abende und Wochenenden. Und so sind mein Bruder und ich am Abend mit einer Menge Arbeit beschäftigt, die ein Verlag so mit sich bringt – und man könnte immer noch viel mehr tun. Aber es gibt auch „Helfer“, die in manchen Bereichen unerlässliche Unterstützung sind. Mit der Auslieferung an den Buchhandel an einen Großhändler ist eine Menge Tagesarbeit schon Mal ausgelagert. Aber trotzdem ist es besser, wenn man die ganzen Stunden, die in einem solchen Projekt stecken, nicht zusammenzählt …

Welche Herausforderungen beschäftigen Sie als Verlag zur Zeit besonders stark?

Mathias Schnürle: Von so manchem hatten wir´s ja schon. Die größte Herausforderung war es bisher und wird es weiterhin sein, den Verlag bekannt zu machen, im Buchhandel und auch bei den Lesern. Denn ein gutes Buchprogramm und Angebot nützt nichts, wenn es keiner kennt.

Welches Projekt steht bei Ihnen als nächstes an?

Mathias Schnürle: Gerade fertig haben wir ein kleines Büchlein mit Zitaten/Aussprüchen von Hudson Taylor: „Gott versagt nie!“ – ermutigende und herausfordernde Worte von einem Missionar, der sehr beeindruckend war.

An Büchern arbeiten wir gerade an einer Biographie über den Evangelisten Fritz Binde – ein interessantes und abenteuerliches Leben eines „Philosophen“, Freidenkers, Sozialdemokraten/Sozialisten und Anarchisten, der zu Jesus fand und dann zum „Evangelisten für die Gebildeten“ wurde.

Ein weiteres ist Gerhard Tersteegens Zusammenstellung von Gedanken und Gebeten von Thomas von Kempen: „Der kleine Kempis“. Über 200 Jahre ein kleiner Andachtsbegleiter, der in vielen Auflagen erschien und nun fast vergessen ist.

Zu den eBooks vom Verlag Linea: https://cebooks.de/collections/Verlag-Linea.

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