Beschreibung
Das 500-jährige Reformationsjubiläum wurde „vergeigt“ – so lautet jedenfalls die Kritik des Göttinger Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann. In einem Gastbeitrag für die FAZ beklagte der renommierte Lutherforscher die theologische Oberflächlichkeit des Projekts. In der Tat hörte man im Jahr 2017 nicht viele Stimmen, die sich zur Rechtfertigung aus Glauben, dem eigentlichen Kernthema der Reformation, zu Wort meldeten. Dieses Buch greift das Thema aus aktuellem Anlass auf.
Wann ist ein Christ ein Christ? Gibt es auf diese Frage überhaupt eine eindeutige und verlässliche Antwort? Der Apostel Paulus geht mit Bestimmtheit davon aus. In seinen Briefen präsentiert er dazu die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders. Als Martin Luther diese Wahrheit nach 1500 Jahren wieder entdeckt, zerbricht daran die damalige Einheitskirche. Seitdem ist der Kampf um die Rechtfertigung nicht mehr zur Ruhe gekommen. Entscheidet sich doch – laut Paulus – gerade hier, ob unser Evangelium echt oder verfälscht ist, ob die Menschen durch die Predigt gerettet oder getäuscht werden (Galater 1,6).
Diese Monographie erläutert Luthers „reformatorische Entdeckung“ und zeigt, wie die Rechtfertigung sich als unverzichtbares Grundgerüst der gesamten evangelischen Bewegung etablierte. Ein ausführlicher exegetischer Teil untersucht dann die klassischen Passagen des Römerbriefes: Hat der Reformator den Apostel sachgerecht aufgenommen und angemessene theologische Konsequenzen daraus gezogen?
Den aktuellen Kampf um die Rechtfertigung verfolgt der Autor zunächst in der Auseinandersetzung mit der sog. Neuen-Paulus-Perspektive (N. T. Wright u.a.), die einen Keil zwischen Paulus und Luther treibt und damit neue Spielräume für den ökumenischen Kompromiss gewinnen will. Diesem Ziel dienen auch die evangelisch-katholischen Konsenspapiere, die mit großem kirchenpolitischen Aufwand verabschiedet wurden: Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (1999) und das Gemeinsame Wort zum Reformationsjubiläum (2016/17). Beide Texte werden hier gründlich analysiert. Wie dringend die Rechtfertigung erneut auf die theologische Tagesordnung gehört, zeigt sich schließlich auch an den Fragmentierungen und Umbrüchen innerhalb der evangelikalen Bewegung. Nicht einmal mehr dort wird mit einer Zunge gesprochen, wenn sich die Frage aller Fragen stellt: Wann ist ein Christ ein Christ?
Die vorliegende Untersuchung ist aus der regelmäßigen Predigttätigkeit des Autors gereift und will zu ebensolcher ermutigen. Aus diesem Grund verbindet sie argumentative Klarheit mit herausfordernder Dringlichkeit.
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